Trotz des weltweit steigenden Bewusstseins für Klimarisiken sowie des regulatorischen Drucks sinkt die Dynamik im Markt für nachhaltige Gebäude. Zu diesem Ergebnis kommt der Nachhaltigkeitsbericht 2025 der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS).
Der RICS Sustainable Building Index (SBI) ist global von 41 auf 30 Prozent gefallen und damit auf den niedrigsten Stand seit mehreren Jahren, teilte RICS mit. Die stärkste Abschwächung verzeichnet den Angaben zufolge die Region Amerika. Als Ursache für den Nachfrageeinbruch in den USA werden veränderte politische Rahmenbedingungen, fehlende Anreizprogramme und eine schwache Nutzernachfrage im Gewerbeimmobiliensegment genannt. In der Region Asia-Pazifik bleibt das Nachhaltigkeitsbewusstsein hoch, doch die Umsetzung kommt nur schrittweise voran. Der Mittlere Osten und Afrika sind 2025 die einzige Region, die ein steigendes Interesse an nachhaltigen Gebäuden verzeichnet. Mit einem SBI von 52 liegt sie deutlich über allen anderen Regionen. Gründe hierfür sind der beschleunigte Aufbau klimawiderstandsfähiger Infrastruktur, der politische Fokus auf Wassereffizienz und der zunehmende Druck, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren.
Europa: Globaler Vorreiter mit wachsender Umsetzungslücke
Europa bleibt laut der Studie eine der führenden Regionen im Bereich nachhaltiges Bauen. Die politischen Rahmenbedingungen – darunter die EU-Taxonomie, die Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) und die Erweiterung des Emissionshandelssystems (ETS) – setzen international Maßstäbe. Europäische Investoren bewerten Klimarobustheit und Zertifizierungen als besonders wichtig, während Nutzer Energieeffizienz, Innenraumkomfort und Wasserverbrauch priorisieren.
Dennoch verliert Europa laut RICS an Schwung, der europäische SBI sinkt von 63 auf 39. „Ursachen liegen in wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten, aber auch fehlenden Anreizen und Steuerungsmechanismen. CO2-Emissionen zu messen, ist nur bei rund der Hälfte der Befragten ein Thema und Biodiversität und Resilienz scheinen in Europa auf Ablehnung zu stoßen. Während Zertifizierungen weiterhin einen hohen Stellenwert haben, bleibt Energieeffizienz der wesentliche Maßstab“, erklärt Susanne Eickermann-Riepe, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB). Ihrer Einschätzung zufolge „bleibt Europa globaler Vorreiter, aber mit wachsender Umsetzungslücke“.
Jens Böhnlein, Vorstandsvorsitzender von RICS Deutschland ergänzt mit Blick auf Deutschland: „Das derzeitige Marktumfeld lässt den Fokus von ESG zwar abrücken, doch hat sich das regulatorische Umfeld – insbesondere aus Bankenperspektive – nur graduell verändert. Der Druck bleibt unverändert hoch.“ Anstelle einer isolierten ESG-Betrachtung gewinne der ganzheitliche Blick auf Wirtschaftlichkeit, Lebenszykluskosten und Nachhaltigkeit an Bedeutung.
Der RICS Nachhaltigkeitsbericht 2025 basiert auf den Einschätzungen von mehr als 3.500 Fachleuten aus 36 Ländern und stützt sich auf die Markterhebungen des Global Commercial Property Monitor (GCPM) und des Global Construction Monitor (GCM).

