Ein neuer Leitfaden von buildingSMART Deutschland und der Industrial Digital Twin Association (IDTA) soll die Grundlage für einen ganzheitlichen digitalen Gebäudezwilling schaffen. Die beiden Organisationen haben dazu den Leitfaden „BIM-Gebäudemodell zur Integration von Maschinen, gebäudetechnischen Anlagen und externen Geräten mittels Verwaltungsschale“ veröffentlicht. Als Handlungsanweisung beschreibt er detailliert, wie die Integration von Building Information Modeling (BIM) und den Verwaltungsschalen (Asset Administration Shell, AAS) gelingen kann. Ziel sei die Schaffung eines umfassenden digitalen Zwillings, der den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – von der Planung über den Bau und Betrieb bis zum Rückbau – abbildet und optimiert. Der Leitfaden steht ab sofort beim Verlag von buildingSMART Deutschland und im Contenthub der IDTA zum kostenfreien Download zur Verfügung. Er richtet sich an Planer, Bauherren, Betreiber und alle, die an der digitalen Transformation des Bauwesens beteiligt sind.
Die Verknüpfung der etablierten BIM-Methode, die primär statische Gebäudeinformationen (oft im IFC-Format) abbildet, mit den dynamischen Echtzeitdaten technischer Komponenten aus der Verwaltungsschale soll eine entscheidende Lücke im digitalen Gebäudemanagement schließen, wie buildingSMART mitteilt. Während BIM das Gebäude strukturell beschreibt, liefert die AAS detaillierte, aktuelle Informationen zu verbauten Anlagen, Maschinen und IoT-Geräten (Internet of Things). Diese Integration soll bereits die Planungsphase verbessern. Im Betrieb und in der Wartung seien dann vor allem die Dokumentationen und Updates zur Aufrechterhaltung des sicheren digitalen Betriebs von Vorteil. Online-Daten aus intelligenten IoT-Devices dienen der Echtzeitüberwachung und ermöglichen eine prädiktive Wartung.
Vom statischen Modell zum „lebenden“ Digitalen Zwilling
Während BIM-Modelle oft nur einen bestimmten Planungs- oder Bauzustand („as-built“) repräsentieren, bilden sie dynamische Betriebsdaten oder Änderungen an technischen Komponenten nicht ab. Die Verwaltungsschale, ein Kernkonzept von Industrie 4.0 (standardisiert in DIN EN IEC 63278), überwindet diese Limitation. Sie ermöglicht die Verwaltung von Typ-Informationen (vergleichbar mit digitalen Produktkatalogen) und instanzspezifischen Daten (zum Beispiel Seriennummer, Wartungshistorie, Echtzeit-Betriebsdaten) für jede einzelne Komponente über deren gesamten Lebenszyklus. Durch die im Leitfaden beschriebene Referenzierung zwischen BIM-Elementen und den entsprechenden Assets in der AAS entsteht ein „lebendes“ digitales Abbild des Gebäudes. Die Nutzung offener Standards wie IFC (DIN EN ISO 16739) für BIM und der von der IDTA vorangetriebenen AAS-Spezifikationen gewährleistet dabei Interoperabilität und Herstellerneutralität zwischen verschiedenen Systemen und Plattformen.